Unterschiede kennen – Verständnis ausbauen
Vor einiger Zeit wurde auf Linkedin geschrieben…
Für mich persönlich sind KVP und Kaizen zwei unterschiedliche Dinge. Weshalb das so ist, werde ich nachträglich ein wenig, jedoch nicht abschliesend, ausführen.
KVP
Der kontinuierliche Verbesserungsprozess ist eine Methode aus dem Bereich des Qualitätsmanagements. Für Kenner der ISO 9000er-Reihe ein altbekannter wie beliebter analytischer Ansatz. Eine systematische Analyse von Abläufen hinsichtlich Zahlen, Daten und Fakten. Die Auswertung ergibt laufend Ansatzpunkte, wo etwas klemmt oder wo es Abweichungen gibt.
Die Methode selbst ermöglicht kleine Schritte in der Optimierung eines Prozesses. Aus den Ansätzen des Lean-Management (gemäss den US Autoren) kam ein weiteres methodisches Element – der PDCA-Kreis – hinzu, um den bisherigen schrittenweisen Ablauf zu einem Kreislauf auszubauen. Unterstützt wird er in den einzelnen Phasen zumeist durch strikte geregelte Punkt-für-Punkt-Anleitungen.
Die Vermischungen über all die Jahrzehnte lässt eine saubere Trennung auf die Schnelle, wann was passiert, meist nicht mehr zu. Letztlich ist der KVP auf jeden Fall eine brauchbare Methode für die breite Masse, um die Qualität zu fördern.
Doch mit Kaizen hat es wenig zu tun.
Kaizen
Vorwiegend in den 80er Jahre kamen die Erfolgsrezepte von Firmen wie z.B. Toyota mittels Büchern zu uns in den Westen. Es wird gerne vergessen, dass einer der grossen Vordenker William Edwards Deming war. Er und andere kamen aus den Westen, wo sie oft nicht beachtet wurden, in den Osten. Dort fanden ihre Ideen regen Anklang.
Kaizen, die Verbesserung in kleinen Schritten, ist jedoch kein Begriff, der extra dafür geschaffen wurde. Er war bereits vorhanden. Nicht zwingend im gleichen Kontext, doch ist der schrittweise (Lern)Weg zum Ziel seit Jahrtausenden im Blut vieler asiatischer Länder.
Man nehme als Beispiel die Teezeremonie. Grundsätzlich nach strengen Regeln durchgeführt. Ein Meister vollbringt eine wiederkehrende Leistung – auf den Ablauf bezogen und von aussen betrachtet. Doch arbeitet er mit natürlichen Produkten und nutzt keine Messgeräte, damit alle Elemente ständig identisch sind. Ein methodisches Vorgehen, wie dem KVP, existiert nur bei Anfängern.
Doch woher stammt das Können, die Qualität des Gesamten? Indem ständig eine Verbesserung in allen Facetten des Seins und Könnens stattfindet. Das schliesst den eigenen Körper und Geist nicht aus. Kampfkunst, Bogenschiessen, Schwertkunst oder Kaligrafie wurde von den Leuten praktiziert. In allen drei Kategorien ist dies wesentlicher Teil der Meisterschaft.
Tee aufbrühen nach Methode kann jeder, das andere jedoch nicht. Zeit spielt keine Rolle, man geht den Weg und wird ständig besser. Rückschläge inklusive. Selbstverständlich wurde das Wissen über Generationen hinweg weitergereicht. Könner unter sich diskutieren auf ihrem Level und tauschten „Geheimnisse“ aus, welche der Laie nie hören oder sehen wird.
Respekt gegenüber allen Menschen und Beteiligten ist wesentlicher Faktor, der das Ganze umschliesst. Die Geisteshaltung anderen gegenüber. Auch Angesichts einer Schwachstelle oder einem Fehler.
Kaizen, in der heutigen Betrachtung – ist letztlich eine verinnerte und gelebte (Denk)Haltung, welche darauf basiert gemeinsam eine methodische Verbesserung (KVP) des IST zu verbinden. Sozusagen der Leim, der beide Seiten zusammenhält und die Basis für alles andere legt.
… ?! …
„Wer den Unterschied nicht versteht, der hat sich zu wenig damit beschäftigt. Man lebt nur einen leeren Ablauf.“ Dies würde wohl so jeder Meister sagen. Und es stimmt…
Auch wenn ich persönlich auf sowas hohen Wert lege und noch viel mehr von den Leuten (und mir selbst) fordere, ist alleine die saubere Anwendung eines KVP und einer sinnvollen Verbesserung mehr wert als gar nichts zu tun.
Es geht am Ende nicht darum, was besser ist, sondern dass überhaupt was getan wird.
Jede Anstregung ist gut.